Fachartikel Schwein
Home
Ahnenforschung
Tierernährung
News
Zur Person
Kontakt
Impressum

Auf die richtige Kondition kommt es an!

Dr. Heinrich Kleine Klausing


Der Erfolg in der Ferkelerzeugung hängt betriebswirtschaftlich gesehen sehr stark von der Anzahl geborener bzw. aufgezogener Ferkel je Sau und Jahr ab. Die zentrale Frage "Wie erreiche ich mehr Ferkel je Sau und Jahr?" kann nicht mit einer einfachen Patentlösung beantwortet werden. Hier führt nur ein Paket von verschiedenen Managementmaßnahmen zum Ziel. Neben Absetzmanagement, Gesundheitsvorsorge und Verringerung der Ferkelverluste haben der Konditionszustand und die konditionsbetonte Fütterung der Sauen einen großen Einfluss auf die Fruchtbarkeit und damit auf gleichbleibend gute Produktionsleistungen.

Wie beurteile ich "Zuchtkondition"?

Unsere heutigen modernen Sauenherkünfte sind züchterisch gezielt auf eine verringerte Rückenspeckdicke bearbeitet worden. Zur Erstellung eines marktgerechten Produktes war und ist dies der richtige Weg, stellt aber an das Fütterungsmanagement der Ferkelerzeuger deutlich erhöhte Anforderungen. Optimale Zuchtkondition bedeutet nämlich, dass die Sauen während der Trächtigkeit genügend Körperreserven aufbauen, um in der Laktation bei gewünschter hoher Milchleistung ein mögliches Energiedefizit aus der Mobilisierung von Körperreserven ausgleichen zu können. Dieser Ausgleich erfolgt in erster Linie durch die Mobilisierung von Fettreserven speziell aus dem Rückenspeck. Diese Fettreserven, ausgedrückt durch die Rückenspeckdicke, stellen daher das bestimmende Kriterium für die Zuchtkondition der Sauen dar. Umfangreiche Untersuchungen, speziell aus der Praxis, belegen dies.

Die Beurteilung der Zuchtkondition von Einzelsauen kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. Da wir in den Ferkelerzeugerbetrieben auf sehr unterschiedliche Genotypen mit unterschiedlichem Rahmen und Typ treffen, ist das Körpergewicht der Sau zur Beurteilung des Konditionszustandes sicherlich nicht das richtige Kriterium. Anhand des Körpergewichtes würde man im Mittel dann nämlich großrahmige Sauen zwangsläufig in Kategorie "gute Zuchtkondition" und kleinrahmige Sauen in die Kategorie "schlechte Zuchtkondition" einordnen. Die Beurteilung der Zuchtkondition von Einzelsauen erfolgt daher subjektiv innerhalb eines Bestandes bzw. in Abhängigkeit vom Sauentyp durch das geschulte Auge des Landwirts. Als grundsätzliches Beurteilungskriterium kann der Satz "nicht zu mager, nicht zu fett, Schulter, Rippen und Hüftknochen nicht sehen, aber unter Druck fühlen können" herangezogen werden. Unter dieser Voraussetzung können die Sauen eines Bestandes den nachfolgend dargestellten Konditionsklassen zugeordnet werden.

So Sauen in Konditionsklassen einordnen

Zur Geburt sollte sich die Sau möglichst im Bereich der Konditionsklasse 4 und nach Ende der Laktation möglichst nicht deutlich unterhalb der Konditionsklasse 3 befinden.

Neben dieser subjektiven Einteilung der Sauen eines Bestandes in Konditionsklassen besteht als objektives Kriterium die Möglichkeit, die Rückenspeckdicke zu messen und als Beurteilungskriterium für den Konditionszustand heranzuziehen. Die objektive Ermittlung der Rückenspeckdicke erfolgt mit einem Ultraschallgerät (z.B. Renco Lean-Meater). Für die Genauigkeit der Speckmessung und eine hohe Wiederholbarkeit der Messergebnisse ist wichtig, dass man mit der Messung Erfahrungen sammelt und möglichst das gleiche Gerät benutzt. Darüberhinaus muss bei jeder Sau immer an der gleichen Stelle gemessen werden. Aus umfangreichen Untersuchungen hat sich der Messpunkt in Höhe der letzten Rippe und ca. 6-7 cm seitlich der Mittellinie des Rückens als schnell bestimmbar bei hoher Wiederholbarkeit der Messergebnisse erwiesen.

Zur objektiven Beurteilung der Zuchtkondition sollte die Rückenspeckdicke der Sauen beim Einstallen in den Abferkelbereich, beim Absetzen bzw. Belegen und in der Mitte der Trächtigkeit ermittelt werden. So erhält man einen sehr guten Überblick über die Rückenspeckdicke der Bestandssauen während des Produktionszyklus und deren Schwankungen. Diese Messungen können helfen, die subjektive Beurteilung des Konditionszustandes im Bestand über eine "Eichung des Auges" sicherzustellen.

Es bleibt festzuhalten, dass die objektive Feststellung der Rückenspeckdicke von Einzelsauen zu verschiedenen Zeitpunkten während des Produktionszyklusses sicherlich das genaueste Kriterium zur Ermittlung der Zuchtkondition ist, aber für den täglichen Gebrauch in der Praxis aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes sicherlich nicht das erste Mittel der Wahl darstellt. Die Rückenspeckmessung ist aber sehr gut geeignet, das eigene Auge in regelmäßigen Abständen zu schulen und "zu eichen". Die Konditionsbeurteilung während der üblichen täglichen Bestandskontrolle erfolgt dann sinnvollerweise anhand der subjektiven Kriterien. Ergebnis dieser Bestandskontrolle muss dann die für die Einzelsau oder eine Sauengruppe erforderliche Überprüfung und evtl. Futtermengenanpassung sein.

Die Frage "Wieviel mm Rückenspeck muss eine gut konditionierte Sau (Konditionsklasse 4) denn haben?" lässt sich nur sehr schwer mit einer einzigen Zahl beantworten, da hier die genetische Herkunft der Sau sehr großen Einfluss hat. Letztendlich muss für jede Sauenherkunft mittelfristig eine separate, in der Praxis zu ermittelnde Kenngröße erstellt werden. Hierzu ist aber die bisher vorliegende Datenbasis noch zu gering.

Fütterung der Jungsauen auf optimale Zuchtkondition und hohe Fruchtbarkeit

Wichtigste Aufgabe der Jungsauenfütterung ist die Vorbereitung der Tiere auf eine hohe Reproduktionsleistung. Diese ist eng an die Ausprägung einer guten Körperkondition und damit den Wachstumverlauf bis zur Einstallung, also im Ferkelerzeugerbetrieb bis zur Umstallung in das Deckzentrum, geknüpft. Über das Fütterungsmanagement nach Anlieferung der Jungsauen auf dem Ferkelerzeugerbetrieb muss alles daran gesetzt werden, ein Mindestmaß an Fettreserven im Körper aufzubauen. Fett dient der Sau als Energielieferant in Zeiten höchster Beanspruchung wie der Säugezeit und die im Fett enthaltenen Fettsäuren sind Bausteine und/oder Transportmedien für lebensnotwendige Vitamine und Hormone im Körper. Besondere Bedeutung kommt dem Körperfett als Speicherorgan körpereigener Fruchtbarkeitshormone zu. Vor allem Oestrogene werden im Fettgewebe gebunden. Sie bestimmen u.a. die äußeren Brunstmerkmale wie Rötung und Schwellung der Scham. Sauen mit zu geringen Fettreserven und hier insbesondere auch Jungsauen, können das wichtige 17-Beta-Oestradiol nicht in der erforderlichen Menge speichern, das Follikelwachstum am Eierstock wird trotz fortgeschrittenem Alter und Gewicht der Jungsau nicht ausreichend aktiviert, und es kommt zu Rauscheproblemen.

Gerade Erstlingssauen sind während der ersten Laktation in ihrem Futteraufnahmevermögen noch deutlich begrenzt, so dass bei gewünschter hoher Milchleistung das Energiedefizit besonders groß ist und die Erstlingssauen übermäßig stark Fettreserven einschmelzen müssen. Durch diesen großen Konditionsverlust kommt es dann schon bei zur Erstbelegung nicht optimal konditionierten Jungsauen zur zweiten Belegung in erhöhtem Maße zu Rauscheproblemen und deutlich verringerten Konzeptionsraten. Daher sind für Jungsauen und deren Erstbelegung folgende Parameter unbedingt einzuhalten:

  • Belegung im 3. Oestrus (nach praktischen Erfahrungen erbringen Sauen, die erst nach Ablauf von 1-2 Zyklen zur Erstbelegung aufgestellt werden, die höchsten Trächtigkeits- und Wurfergebnisse mit einer hohen Konstanz dieses Fruchtbarkeitsniveaus auch als Altsau)
  • Mindestens 125 kg Körpergewicht
  • Mindestens 210, maximal 230 Tage Alter
  • Mindestens 14, besser 16 bis 18 mm Rückenspeckdicke

Geht man davon aus, dass Jungsauen mit ca. 90-95 kg Gewicht auf dem Ferkelerzeugerbetrieb angeliefert werden und ca. 170 Tage alt sind, dann müssen bis zur Erstbelegung ca. 35 kg Körpergewicht zugelegt werden und dies in ca. 45 Tagen. Daraus resultieren im Gewichtsabschnitt von ca. 90-125 kg, je nach einzelbetrieblicher Situation, Tageszunahmen von 700-800 g. Dazu müssen die Jungsauen in diesem Gewichtsbereich mit täglich 40 MJ ME versorgt werden. Diese Energiemenge ist über den Zeitraum der Aufzucht ab etwa 90 kg Gewicht konstant einzustellen. Bei Anlieferung der Jungsauen sollte in den ersten 3-4 Tagen die Futterkurve von ca. 30 MJ ME pro Tag auf 40 MJ ME gesteigert werden.

Die konsequente Beachtung der vorstehend dargestellten Grundsätze in der Fütterung und Erstbelegung von Jungsauen sind der erste und wichtigste Grundstein für eine sichere und hohe Fruchtbarkeitsleistung jeder Einzelsau von Wurf zu Wurf.

Top-Kondition: "Eine wie die Andere"

Fütterung der Sauen im Deckzentrum

Aufgabe der Fütterung im Deckzentrum ist es, die eingestallte Jungsau und die abgesetzte Sau auf die Belegung vorzubereiten und die für einen schnellen Rauscheeintritt und eine hohe Konzeptionsrate notwendigen Nähr- und Wirkstoffe zuzuführen.

Jungsauen haben unter Berücksichtigung der dargestellten Fütterungsgrundsätze zur Erstbelegung die Konditionsnote 3. Erstlingssauen und ältere Sauen sollten nach der Säugephase mindestens noch die Note 2,5, besser 3 haben. Jungsauen erhalten im Deckzentrum bis zum Tag des erfolgreichen Belegens weiterhin die bereits im Quarantänestall zugeführte Energiemenge von 40 MJ ME je Sau und Tag. Abgesetzte Erstlingssauen und ältere Sauen erhalten am Tag 1 nach dem Absetzen max. 20 MJ ME. Diese Menge wird möglichst bis auf 40 MJ ME je Sau am 3. Tag nach dem Absetzen gesteigert (Flushing-Effekt). Diese Energiemenge wird bis zum erfolgreichen Belegen konstant weiter gefüttert. Nach erfolgreicher Belegung werden alle Sauen auf eine tägliche Energieversorgung von ca. 29-31 MJ ME eingestellt. Auch die Jungsauen, die natürlicherweise leichter sind als ältere Sauen, erhalten diese tägliche Energieversorgung, da sie in der sich anschließenden Trächtigkeit neben der Versorgung der Föten auch Nährstoffe für das eigene weitere Körperwachstum benötigen.

Gezielte Steuerung des Konditionszustandes im Wartestall

Die Fütterung der Sauen im Wartestall muss eine optimale Entwicklung der Föten sicherstellen und die Sauen möglichst schnell in den für die Laktation optimalen Konditionszustand (Konditionsnote 3,5 - 4) bringen. Dabei ist die erforderliche zusätzliche Zufuhr an Nährstoffen und Energie für das Wachstum der Jungsauen in der ersten und zweiten Trächtigkeit zu berücksichtigen.

Nach Umstallung in den Wartestall ist dazu der Konditionszustand der Einzelsau zu beurteilen und daran die täglich zugeteilte Futtermenge auszurichten. Hier hat die auf dem Betrieb vorhandene Fütterungstechnik für tragende Sauen bzgl. der Arbeitsorganisation einen entscheidenden Einfluss. Bei Abruffütterung ist die in Abhängigkeit von dem Konditionszustand zuzuteilende Futtermenge für jede Einzelsau im PC einzugeben. Idealerweise hat man für Sauen unterschiedlichen Konditionszustandes sowie für die Jung- und Erstlingssauen verschiedene Futterkurven im PC vorgegeben. Die einzelne Sau wird dann einer entsprechenden Futterkurve zugeordnet. Die Erstellung dieser Futterkurven erfolgt in Abhängigkeit vom auf dem Betrieb vorhandenen Genotyp und der Erfahrung des Betriebsleiters. Insbesondere bei Abruffütterung ist eine ausreichend häufige Kontrolle des Konditionszustandes durchzuführen, damit die Sauen nicht bis kurz vor dem Abferkeltermin "aus dem Ruder laufen". Für alle anderen in der Praxis vorhandenen Fütterungstechniken (Kastenstände mit Einzeltierfütterung, Gruppenhaltung mit Einzeltierfütterung in Selbstfanggittern, Triple-Fütterung, gruppenweise Fütterung, Flüssigfütterung etc.) ist bzgl. des täglichen Arbeitsablaufes die richtige Gruppierung der Sauen bei Einstallung in den Wartestall für eine praktikable Konditionsfütterung von großer Bedeutung. Als Mindestforderung ist zu formulieren, dass die Sauen nach Konditionszustand (dies betrifft in erster Linie die Altsauen) in mindestens 2 Fütterungsgruppen eingruppiert werden (gut konditionierte Sauen und schwach konditionierte Sauen). Wenn von der Aufstallung und Betriebsgröße her möglich, sollten auch die einer Belegungsgruppe zugeordneten Jungsauen sowie Erstlingssauen in einer Gruppe zusammengefasst aufgestallt werden. Bei Kastenstandhaltung ohne ständigen Auslauf der Sauen können die Sauen, die sich unterhalb der Konditionsnote 3 befinden, z.B. durch eine farbige Klammer an der Vorderseite des Kastenstandes kenntlich gemacht werden. Dies kann den täglichen Arbeitsablauf bei der Einstellung der Vorratsautomaten über den Kastenständen bzw. bei der täglichen Fütterung von Hand deutlich erleichtern.

Alle Sauen erhalten vom Einstallen in den Wartestall bis zum Umstallen in den Abferkelbereich eine tägliche Energiemenge von ca. 29-31 MJ ME. Diese Energiemenge entspricht den Empfehlungen für hochtragende Sauen und enthält für die niedertragende Sau eine grundlegende Konditionszulage von 2-4 MJ ME / Tag. Darüberhinaus sind die als unterkonditioniert eingestuften Sauen (Konditionsnote unterhalb 3) ab Einstallung in den Wartestall mit einer Extrazulage von ca. 6-10 MJ ME pro Tag zu versorgen, bis die Kondition wieder im angestrebten Optimalbereich von 3,5-4 liegt. Die tatsächlich notwendige Zulagemenge ist am tatsächlichen Zustand der als zu schwach konditioniert eingestuften Sauen betriebsindividuell anzupassen. Der angestrebte optimale Konditionszustand sollte bis zur Mitte der Tragezeit wieder erreicht sein.

Die erfolgreiche Konditionsfütterung erfordert eine regelmäßige Kontrolle aller Sauen im Abstand von ca. 14 Tagen auf ihren Konditionszustand und eine entsprechende Korrektur der täglichen Energieversorgung im vorstehend beschriebenen Rahmen. Die Beurteilung der Kondition ist aus arbeitswirtschaftlichen Gründen subjektiv vorzunehmen, die Messung der Rückenspeckdicke von Einzelsauen in gewissen Abständen kann dabei zur eigenen Schulung durchaus sinnvoll sein. Sobald die Kondition bei den als zu schwach konditioniert eingestuften Sauen wieder im angestrebten Optimalbereich liegt, entfällt die gewählte tägliche Energiezulage. Ab dem 85. Trächtigkeitstag sollten aber ca. 35 MJ ME je Sau und Tag nicht überschritten werden, da ansonsten die Gefahr besteht, gut konditionierte Sauen "zu mastig" zu füttern (Überkonditionierung = Konditionsnote 5) und dadurch Fundamentprobleme, verzögerte Geburten, ansteigende Todgeburtenrate und erhöhtes MMA-Risiko zu provozieren. Fette, überkonditionierte Sauen sind sicherlich auch weniger beweglich, und während der Säugezeit kann so die Gefahr von Erdrückungsverlusten bei den neugeborenen Ferkeln zunehmen.

Sauen, die während der Tragezeit wie vorstehend beschrieben auf Optimalkondition gefüttert werden, bringen nach umfangreichen Praxiserfahrungen ausgeglichene Würfe und Ferkel mit hohen Geburtsgewichten zur Welt.

Die vorstehend angegebenen Mengen zur täglichen Energieversorgung sind als Anhaltspunkte anzusehen. Je nach Typ und Rahmen der auf dem Betrieb vorhandenen Sauenherkunft, der Haltungstechnik und den Umweltverhältnissen im Stall wird zur Erreichung und Aufrechterhaltung der Optimalkondition in der Tragezeit je Tag zum Teil weniger oder auch etwas mehr Energie benötigt. Erfolgsentscheidend ist letztendlich die Energie- und damit Futtermengenzuteilung an Hand des Konditionszustandes der Einzelsau. Hier füttert am erfolgreichsten "das geschulte Auge des Herrn".

Fütterung der Sau rund um die Geburt und während der Laktation

Die Fütterung im Abferkelstall hat zwei Aufgabenstellungen zu erfüllen:

  • Vorbereitung der Sau auf die Geburt
  • Sicherstellung einer für eine hohe Milchleistung und möglichst optimale Konditionserhaltung ausreichende Nährstoffversorgung während der Laktation

Nach der Einstallung in den Abferkelbereich erhalten die Sauen weiterhin eine tägliche Energiemenge von ca. 31 - max. 35 MJ ME. Diese Energiemenge wird ab dem 3. Tag vor der Geburt kontinuierlich bis zum Tag der Geburt auf ca. 15 MJ ME (= ca. 1-1,5 kg Futter) je Tag abgesenkt. In manchen Betrieben wird am Tag der Geburt die Futtermenge auf 0 gesenkt. Andere Betriebe füttern in diesem Zeitraum z.B. Weizenkleie oder ein sehr rohfaserreiches Sauenfutter mit 1-1,5 kg je Sau und Tag. Ziel dieser Maßnahme ist die Beibehaltung einer ausreichend schnellen Passage des Futterbreies im Darmtrakt. Neben der reinen Nährstoffversorgung steht bei dieser Fütterung vor und nach der Geburt vor allem das Vermeiden von Verstopfungen und damit von MMA-Problemen im Vordergrund.

Die Wasserversorgung hat in dieser Produktionsphase eine ganz entscheidende Bedeutung. Gerade hier sollte Wasser auf jeden Fall direkt in den Trog gegeben werden, da die Sau aus dem Trognippel allein nicht genügend Wasser aufnimmt. Die zusätzliche Verabreichung von darmwirksamen Zusatzstoffen wie Probiotika und Säuren kann zumindest in Problembetrieben zur Senkung des Infektionsdruckes sinnvoll sein. Eine Verbesserung der Energieversorgung und der Wasseraufnahme bei der Sau in dieser Phase kann über die Gabe von Traubenzucker in das Tränkewasser im Trog erreicht werden. Betriebe, die vermehrt Probleme mit Verstopfung haben, setzen erfolgreich Glaubersalz (ca. 15 g/Tag) als "Abführmittel" ein. Ziel aller Maßnahmen ist die Gesunderhaltung der Sau, denn: nur eine gesunde Sau bringt hohe Milchleistung und kann konditionsschonende hohe Futtermengen in der Laktation aufnehmen.

Alternativ besteht in dieser Phase 5 Tage vor bis 3 Tage nach der Geburt zukünftig auch die Möglichkeit, ein spezielles Geburtsfutter einzusetzen. Der Vorteil eines derartigen Geburtsfutters liegt in der Möglichkeit, eine hohe Futtermenge (ca. 3 kg je Sau und Tag) bis zum Tag der Geburt zu füttern, ohne dass die Sau zu Verstopfungen oder ähnlichen MMA-fördernden Reaktionen neigt. Am Tag der Geburt erhält die Sau von diesem Futter 1-1,5 kg. Bereits am 1. Tag nach der Geburt können von einem derartigen Futter 3 kg gefüttert werden, am 2. Tag 4 kg, am 3. Tag 4 kg + eine Beifütterung mit dem üblichen Laktationsfutter. Für diese Form der Fütterung ist aber eine genaue Tierbeobachtung erforderlich (Geburtszeitpunkt).

Ein derartiges Geburtsfutter besitzt durch eine ausgewählte Komponentenkombination eine hohe Nährstoffdichte und Verdaulichkeit. Damit wird eine optimale Nährstoffversorgung auch um die Geburt möglich. Der gezielte Einsatz quellfähiger Rohfaser und der Zusatz laxierender Substanzen gewährleistet gleichzeitig einen leichten Kotabsatz. Speziell eingesetzte Zusatzstoffe haben eine keimhemmende Wirkung und mindern somit den Infektionsdruck im und ab dem Darm und senken außerdem den pH-Wert in den Harnwegen. Dies erschwert Infektionen im Urogenitalbereich (Harnwege - Gebärmutter). Durch ein abgesenktes Kationen-Anionen-Verhältnis wird der Mineralstoffwechsel in Richtung Calciummobilisation trainiert und somit eine gewisse Milchfieberprophylaxe durchgeführt. Das Grundprinzip der Geburtsfütterung ist auch in der nachfolgenden Graphik dargestellt.

Fütterungsschema für Sauen ante und post partum

Eine wichtige Grundvoraussetzung für eine konditionsschonende Futteraufnahme während der Laktation ist die Optimierung der Wasserversorgung der Sau. Die laktierende Sau muss ständig freien Zugang zu frischem, sauberen Wasser haben. Der Bedarf der Sau ist in der Säugezeit mit bis zu 40 l Wasser je Tag anzusetzen. Damit diese Wassermenge über den Trognippel auch sicher aufgenommen werden kann, muss der Wasserdurchfluss mindestens 2,5 l pro Minute betragen. Häufig besteht aber das Problem, dass der Durchfluss an den verschiedenen Nippeln stark variiert. Daher ist die Funktionstüchtigkeit regelmäßig zu überprüfen. Mangelnde Wasserversorgung wirkt sich negativ auf die Futteraufnahme wie auch auf die Milchleistung aus. Bei Abferkelbuchten mit Nippeltränken sollte am Tag der Geburt und auch in den ersten Tagen nach dem Abferkeln zusätzlich Wasser z.B. über einen Schlauch direkt in den Trog gegeben werden. So wird in dieser Stressphase die Wasserversorgung optimal gesichert und insbesondere geschwächte Sauen kommen gut vorbereitet in Milch und nehmen die notwendige Futtermenge zügiger auf. Stalleinrichter bieten Tröge an, in denen Wasser und Futter in voneinander getrennten Bereichen gefüllt werden. So kann ständig Wasser nachgegeben werden, ohne Futter, das noch nicht vollständig aufgenommen wurde, so zu befeuchten, dass der hygienische Zustand leidet.

Für die Futteraufnahme während der Laktation gilt die Faustregel: "Füttern was die Sau nach Anfütterung aufnimmt!". Dieses Prinzip ist sicherlich einfacher niedergeschrieben und gesagt als tatsächlich gefüttert. Die gezielte Anfütterung hat für das Erreichen einer maximalen Futteraufnahme neben der Sicherstellung der Wasserversorgung große Bedeutung. In den ersten 7-10 Tagen nach der Geburt wird die Futtermenge täglich um 0,5 - 0,7 kg kontinuierlich gesteigert. Eine deutlich schnellere Futtermengensteigerung kann ein "Überfressen" der Sau und dadurch eine Reduktion der maximalen Futteraufnahme mit allen bereits dargestellten Nachteilen für die Konditionserhaltung zur Folge haben. Grundsätzlich werden säugende Sauen 2 x täglich gefüttert, wobei durch eine 3-malige Fütterung durchaus noch eine gewisse Futteraufnahmeerhöhung erreicht werden kann. Die Entscheidung für 2- oder 3-malige Fütterung ist aber betriebsindividuell in Abhängigkeit von der tatsächlichen Futteraufnahme der Sau, der Entwicklung des Konditionszustandes der Sau während der Laktation und sicherlich der Entwicklung der einzelnen Würfe zu treffen. Ziel sollte es sein, nach der gezielten Anfütterung der Sau ca. 90 MJ ME je Sau und Tag zu erreichen. Bei 13,0 MJ ME je kg Futter sind dies umgerechnet 7 kg Futteraufnahme je Sau und Tag. Sollte bei Einzelsauen gerade mit großen Würfen noch eine weitergehende Steigerung der täglichen Futter- und damit Energieaufnahme möglich sein, so sollte diese durchaus, unter Beachtung der vorstehend genannten Kriterien "Erhaltung des Zuchtkonditionszustandes", umgesetzt werden. Dabei ist aber immer zu beachten, dass die Sau nicht "überfüttert" wird.

Werden die vorstehend dargestellten Grundsätze der Konditionsfütterung beachtet, dann werden auch Konditionsabbau und -aufbau von Wurf zu Wurf im Optimalbereich halten. Das Ziel ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt.

Sauen optimal in Kondition halten - von Wurf zu Wurf

... und zu guter Letzt

Für die heute in den Ferkelerzeugerbetrieben gehaltenen fleischreichen Sauenherkünfte hat die konsequente Beachtung und Optimierung des Zuchtkonditionszustandes in den verschiedenen Produktionsphasen im Hinblick auf die Maximierung der Fruchtbarkeitsleistung eine große Bedeutung. Der Konditionszustand sollte innerhalb des Produktionszyklus und zwischen den Sauen einer Herde möglichst wenig schwanken. Die Beurteilung des Konditionszustandes sollte in der Praxis vor allem subjektiv durch das geschulte Auge erfolgen, wobei die Messung der Rückenspeckdicke als objektives Kriterium zu bestimmten Zeitpunkten zur Eichung des eigenen Beurteilungsvermögens durchaus sinnvoll sein kann. Entscheidend für eine hohe Fruchtbarkeitsleistung der Einzelsau und Erhaltung der Leistungsfähigkeit während der gesamten Lebensdauer ist bereits die richtige und gezielte Konditionsfütterung der Jungsau vor Erstbelegung und als Erstlingssau.

Optimale Konditionsfütterung bedeutet letztendlich auch, durch das Vermeiden von deutlichem sich von Produktionszyklus zu Produktionszyklus wiederholenden Körpersubstanzabbau und damit notwendig werdenden Aufbau, Futtermenge je Sau und Jahr und damit Futterkosten zu sparen. Optimal konditionierte Sauen und die konsequente Umsetzung verschiedener Managementmaßnahmen zur Maximierung der Futteraufnahme während der Laktation sind Voraussetzung für hohe Absetzgewichte der Ferkel bei angestrebter kurzer Säugedauer.

1999